Faszination Leben auf dem Mars – warum der rote Planet uns so fasziniert
Seit Jahrhunderten übt der Mars eine beinahe magische Anziehungskraft auf die Menschheit aus. Schon in der Antike wurde er beobachtet – benannt nach dem römischen Kriegsgott Mars –, und seit der Entwicklung leistungsfähiger Teleskope galt er als unser „Nachbar mit Potenzial“ für ein Leben auf dem Mars. Kein anderer Planet ist der Erde in Größe, Neigung und Tageslänge so ähnlich. Auch die Jahreszeiten auf dem Mars erinnern – zumindest theoretisch – an die der Erde.
Was ihn so besonders macht? Ganz einfach: Der Mars ist „gerade nah genug“, um erreichbar zu sein – und „gerade fremd genug“, um aufregende Rätsel zu bergen. Er ist kalt, trocken, lebensfeindlich – und trotzdem scheint er der realistischste Ort für außerirdisches Leben im Sonnensystem zu sein.
Kein Wunder also, dass sich unzählige Romane, Filme und Missionen um ihn drehen – von „Der Marsianer“ bis zur SpaceX-Vision einer menschlichen Kolonie. Doch wie viel davon ist Science – und was ist noch Fiction?
Was wir heute schon über den Mars wissen (Oberfläche, Atmosphäre, Wasser)
Der Mars ist etwa 228 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt – fast doppelt so weit wie die Erde. Seine Oberfläche ist von rötlichem Staub überzogen, der dem Planeten seinen Beinamen „der Rote Planet“ eingebracht hat. Temperaturen liegen bei –60 °C im Durchschnitt, können aber nachts auf bis zu –125 °C sinken. Kein Ort für einen gemütlichen Spaziergang also.
Was macht den Mars trotzdem so spannend für die Wissenschaft?
- Mars-Tageslänge: Ein „Sol“ (ein Mars-Tag) dauert 24 Stunden und 39 Minuten – fast wie auf der Erde.
- Schwerkraft: Nur etwa 38 % der Erdanziehung, was Auswirkungen auf Muskeln, Knochen und Organismus hätte.
- Atmosphäre: Besteht zu über 95 % aus Kohlendioxid (CO₂), ist extrem dünn und schützt nicht vor kosmischer Strahlung.
- Magnetfeld: Fehlanzeige. Das Magnetfeld des Mars ist nicht mehr aktiv – was langfristiges Leben schwierig macht.
- Wasser: Eines der größten Rätsel. Doch: Es gibt Hinweise auf Eis unter der Oberfläche – und sogar mögliche saisonale Wasserströme.
🔗 NASA – What We Know About Water on Mars (2023)
Diese Entdeckungen schüren die Hoffnung, dass der Mars vielleicht doch nicht ganz so tot ist, wie er auf den ersten Blick scheint.
Hat es früher Leben auf dem Mars gegeben?
Die große Frage der Forschung lautet: War der Mars einmal ein lebensfreundlicher Planet?
Es gibt ernstzunehmende Hinweise, dass der Mars vor etwa 3,5 bis 4 Milliarden Jahren ganz anders war als heute. Wissenschaftler gehen davon aus, dass er einst:
- eine dichtere Atmosphäre
- flüssiges Wasser auf der Oberfläche
- und mildere Temperaturen hatte.
🔬 Forschungen des Mars-Rovers Curiosity und der neueren Mission Perseverance deuten darauf hin, dass es früher Flussläufe, Seen und sogar ein Ozean auf dem Mars gegeben haben könnte.
🔗 NASA Perseverance Mission – Ancient Lakebed Findings (2024)
Besonders spannend: In alten Sedimentgesteinen wurden organische Moleküle entdeckt – Bausteine des Lebens. Das heißt nicht, dass es definitiv Leben gab, aber: Die Voraussetzungen dafür waren zumindest vorhanden.
Einige Forscher vermuten sogar, dass der Mars lange vor der Erde lebensfreundlich war – und dass das Leben dort entstand, bevor es die ersten Mikroorganismen auf der Erde gab. Eine Theorie, die auch als „Panspermie“ bekannt ist: Das Leben könnte von Mars-Meteoriten zur Erde gelangt sein. Spekulativ, aber faszinierend.
Gibt es heute (noch) Leben auf dem Mars?
„Wenn es Leben auf dem Mars gibt, dann nicht auf der Oberfläche – sondern darunter.“
Diesen Satz hört man immer wieder von Marsforschern weltweit. Und er hat einen guten Grund: Die Marsoberfläche ist extrem lebensfeindlich. Sie wird von UV-Strahlung durchdrungen, bietet keine nennenswerte Atmosphäre zum Schutz – und es ist knochentrocken.
Aber unter der Oberfläche? Da könnten sich Mikroorganismen halten. Vielleicht in Salzwasserreservoirs, wie sie 2018 mithilfe des Mars-Express-Orbiters unter dem Südpol entdeckt wurden. Oder in geschützten Lavahöhlen unter der Kruste. Ein bisschen so, wie Mikroben in arktischen Permafrostböden auf der Erde überleben.
🧪 Die ESA und NASA forschen gemeinsam an Methoden, um biosignatures, also biologische Spuren von Leben, in solchen Gesteinsproben zu erkennen.
Eine der größten Hoffnungen liegt auf der NASA-Mission Mars Sample Return, die zwischen 2027 und 2033 Gesteinsproben von Perseverance zurück zur Erde bringen soll:
🔗 NASA – Mars Sample Return Program
Stell dir vor: Wissenschaftler auf der Erde könnten bald echte Marsproben analysieren, die aus einem ehemaligen Seegebiet stammen. Wenn irgendwo noch Marsleben schlummert – dann finden wir es (hoffentlich) dort.
Was plant die NASA – und wie realistisch ist eine Mars-Mission?
Die NASA, die ESA, SpaceX – alle haben große Pläne für den roten Planeten. Doch was ist realistisch?
Hier ein kurzer Überblick über den aktuellen Stand (2024):
NASA
- Plant für Ende der 2030er Jahre eine bemannte Mars-Mission.
- Setzt aktuell auf Artemis (Mondprogramm) zur Vorbereitung: Erst der Mond, dann Mars.
- Entwickelt Technologien für Langzeitmissionen, z. B. Schutz vor Strahlung und autonome Habitat-Systeme.
SpaceX (Elon Musk)
- Ziel: Aufbau einer permanenten Mars-Kolonie – am besten ab 2029.
- Setzt auf das Starship: Das bislang größte wiederverwendbare Raumfahrzeug.
- Musk glaubt: Die Menschheit muss multiplanetar werden, um langfristig zu überleben.
Herausforderungen
- Flugzeit: 6–9 Monate One-Way.
- Rückflug? Technisch machbar, aber teuer.
- Kommunikation: Verzögerung von bis zu 22 Minuten.
- Psychologische & physische Belastung: Isolation, Schwerelosigkeit, Strahlung.
Fazit: Eine bemannte Marsmission ist keine Utopie mehr, sondern realistische Zukunftsplanung. Aber ob das in 10 Jahren oder 30 Jahren geschieht – hängt vor allem vom politischen Willen und Budget ab.

Wie würde menschliches Leben auf dem Mars aussehen?
Jetzt wird’s futuristisch – aber sehr spannend. Denn für langfristiges Leben auf dem Mars braucht es viel mehr als nur einen Raumanzug. Wir reden hier von einem komplett neuen Lebensstil:
Habitat
- Marsstationen müssten in unterirdischen Höhlen oder künstlichen Kuppeln errichtet werden – z. B. mit 3D-Druck aus Marsgestein.
- Luft, Temperatur und Strahlenschutz müssten künstlich kontrolliert werden.
- Strom: Solarenergie + evtl. Mini-Kernreaktoren (z. B. „Kilopower“ von NASA).
Nahrung & Versorgung
- Versorgung von der Erde ist teuer – daher: autarke Systeme mit Gewächshäusern, Hydrokultur oder Algenfarmen.
- Wasser durch das Schmelzen von Eisvorkommen oder Recyclingsysteme.
- Erste Studien zeigen: Tomaten, Kartoffeln und Spinat könnten auf Marsboden wachsen – wenn er entsprechend behandelt wird.
Gesellschaft & Psychologie
- Kleine Crews, Isolation, kaum Echtzeitkontakt zur Erde.
- Bedarf an neuer Marskultur – andere Zeiteinteilungen, Feiertage, Routinen.
- Psycho-Training & digitale Begleitung essenziell für psychische Gesundheit.
Schon heute experimentieren Wissenschaftler in Mars-Simulationen auf der Erde – etwa in der Wüste von Utah oder auf Hawaii.
🔗 HI-SEAS – NASA-supported Mars Simulation
Klingt wie Science-Fiction? Ist es auch – noch. Aber mit jedem Tag kommen wir dem Szenario näher, dass eines Tages ein Kind unter einem kuppelförmigen Dach am Marshorizont spielt und sich fragt: „Wie war das eigentlich früher auf der Erde?“
Welche Chancen & Risiken birgt Leben auf dem Mars?
Die Idee, den Mars zu besiedeln, ist faszinierend – aber sie bringt enorme Verantwortung mit sich. Schauen wir auf beide Seiten:
Chancen
✅ Forschung & Fortschritt
Marsmissionen treiben Innovationen an – von Energiegewinnung über Medizin bis hin zu KI und Robotik. Viele dieser Entwicklungen finden später ihren Weg zurück zur Erde.
✅ Plan B für die Menschheit
Ein zweiter bewohnter Planet könnte unser Überleben sichern – im Fall globaler Katastrophen, sei es Klimakrise, Pandemie oder Asteroiden-Einschlag.
✅ Neue Perspektiven auf die Erde
Marsforschung zeigt uns, wie zerbrechlich unser Heimatplanet ist. Wer einmal den „Pale Blue Dot“ durch ein Marsfenster sieht, versteht: Die Erde ist unser kostbarstes Gut.
✅ Interplanetare Gesellschaftsmodelle
Wie würde eine neue Gesellschaft aussehen, wenn sie bei null beginnt? Demokratischer? Nachhaltiger? Spiritueller? Das ist eine der größten gesellschaftlichen Fragen des 21. Jahrhunderts.
Risiken
❌ Unkalkulierbare Kosten & Ressourcen
Marsmissionen kosten Milliarden. In einer Welt mit Hunger, Ungleichheit und Klimakrise stellt sich die ethische Frage: Ist das der richtige Fokus?
❌ Kontamination & Ethik
Was, wenn es auf dem Mars bereits Leben gibt – in mikroskopischer Form? Würden wir es zerstören, bevor wir es entdecken? Stichwort: Planetary Protection.
❌ Psychische Belastung & Isolation
Jahrelange Missionen, kein direkter Kontakt zur Erde – das ist eine enorme mentale Belastung für jeden Menschen.
❌ Technische Abhängigkeit
Marskolonien wären komplett auf Technologie angewiesen – fällt diese aus, steht Leben auf dem Spiel. Autarkie ist das Ziel, aber der Weg dorthin ist steinig.
Fazit: Zwischen Utopie und greifbarer Realität
Leben auf dem Mars war lange Science-Fiction – heute ist es ernsthafte Zukunftsplanung.
Die Forschung macht große Fortschritte, die Technologien werden realer und die Ambitionen größer. Doch wir stehen erst am Anfang.
🔭 Vielleicht gibt es dort kein Leben – aber wir könnten es dorthin bringen.
Nicht als Flucht, sondern als Erweiterung. Als neuen Horizont für die Menschheit. Als Möglichkeit, all das, was wir auf der Erde gelernt haben, besser zu machen.
Der Mars ist keine zweite Erde. Aber vielleicht ist er ein zweiter Anfang.