Transparenz beim Gehalt: Was sich in Deutschland verändert
Das Thema Gehalt war in Deutschland lange Zeit ein Tabuthema – sowohl in Unternehmen als auch im privaten Umfeld. Doch das ändert sich jetzt: Mit dem neuen Gehaltstransparenzgesetz und der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz werden Unternehmen zunehmend verpflichtet, offener über Gehälter zu informieren. Ziel ist es, faire Löhne zu schaffen, Diskriminierung zu vermeiden und Arbeitnehmer:innen bessere Vergleichsmöglichkeiten zu bieten.
In diesem Artikel erfährst du, was Gehaltstransparenz eigentlich bedeutet, welche neuen Pflichten auf Unternehmen zukommen und was sich speziell in Deutschland bis 2025 verändern wird.
Was bedeutet Gehaltstransparenz?
Gehaltstransparenz beschreibt die Offenlegung von Gehaltsstrukturen innerhalb eines Unternehmens oder im Bewerbungsprozess. Mitarbeiter:innen, Bewerber:innen und auch Außenstehende sollen nachvollziehen können, wie Gehälter zustande kommen und ob diese fair verteilt sind.
Unterschieden wird oft zwischen:
- Interner Gehaltstransparenz: Offenlegung von Gehältern innerhalb eines Unternehmens (z. B. für Mitarbeiter:innen).
- Externer Gehaltstransparenz: Veröffentlichung von Gehaltsangaben in Stellenanzeigen oder Berichten.
Das Ziel ist es, mehr Fairness und Gleichheit am Arbeitsplatz zu schaffen – insbesondere bei der Bekämpfung von Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen.

Das neue Gehaltstransparenzgesetz in Deutschland
Deutschland reagiert auf eine neue EU-Richtlinie, die 2023 beschlossen wurde. Das neue Gehaltstransparenzgesetz soll sicherstellen, dass Unternehmen für mehr Offenheit sorgen und damit geschlechtsspezifische Lohnunterschiede reduzieren.
Die wichtigsten Punkte:
- Gehalt in Stellenanzeigen: Arbeitgeber müssen künftig bei Stellenangeboten entweder das genaue Gehalt oder eine Gehaltsspanne angeben.
- Transparente Kriterien: Unternehmen müssen offenlegen, wie Gehälter festgelegt werden (z. B. Qualifikation, Berufserfahrung, Aufgabenbereich).
- Recht auf Auskunft: Beschäftigte erhalten das Recht, Informationen über die durchschnittlichen Gehälter vergleichbarer Positionen zu verlangen.
- Pflichten für größere Unternehmen: Ab einer bestimmten Unternehmensgröße gelten strengere Transparenzvorgaben (oft ab 100 Mitarbeiter:innen).
Damit setzt Deutschland die Anforderungen der EU-Gehaltstransparenzrichtlinie um – und läutet einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Gehaltsinformationen ein.

Ab wann gilt die Pflicht zur Gehaltsangabe?
Die neuen Regeln zur Gehaltstransparenz werden stufenweise umgesetzt. Schon heute wird Unternehmen geraten, freiwillig Gehaltsangaben in Stellenanzeigen zu machen.
Ab 2026 wird es jedoch für viele Unternehmen verpflichtend:
- Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten müssen Gehaltsangaben in Stellenanzeigen machen.
- Auch interne Gehaltskriterien und die Verfahren zur Festlegung von Löhnen müssen transparent sein.
- Arbeitnehmer:innen erhalten das Recht auf individuelle Auskunft über das Gehalt vergleichbarer Positionen.
- Die EU-Richtlinie schreibt zudem regelmäßige Berichte über Lohnunterschiede vor.
Wichtig:
Das Gehalt kann entweder als exakter Betrag oder als realistische Gehaltsspanne angegeben werden.
→ Wer als Arbeitgeber keine Angaben macht oder falsche Informationen liefert, muss mit rechtlichen Konsequenzen und Bußgeldern rechnen.


Vorteile und Herausforderungen der Gehaltstransparenz
Vorteile für Arbeitnehmer:innen
- Bessere Verhandlungsbasis: Wer das marktübliche Gehalt kennt, kann souveräner verhandeln.
- Mehr Fairness: Lohnunterschiede aufgrund von Geschlecht, Alter oder Herkunft können reduziert werden.
- Geringere Gehaltslücken: Besonders Frauen profitieren durch die Offenlegung von Gehaltsstrukturen.
- Motivation und Vertrauen: Transparenz kann das Arbeitsklima und die Mitarbeiterbindung stärken.
Herausforderungen für Unternehmen
- Interne Anpassungen: Ungerechte Gehaltsstrukturen müssen aufgedeckt und angepasst werden.
- Erhöhter Verwaltungsaufwand: Gehaltsstrukturen und Kriterien müssen dokumentiert und regelmäßig überprüft werden.
- Mitarbeiterreaktionen: Transparenz kann kurzfristig zu Unruhe oder Missstimmung führen, wenn Gehaltsunterschiede offengelegt werden.
Tipp für Unternehmen:
Frühzeitig eigene Strukturen prüfen und auf faire, nachvollziehbare Kriterien setzen – das zahlt langfristig auf Arbeitgeberattraktivität ein!
Was bedeutet das für Bewerber:innen?
Für Bewerber:innen bringt die neue Transparenz viele Vorteile:
- Gehalt gleich zu Beginn einschätzen: Schon vor dem Bewerbungsgespräch weiß man, ob die Vergütung den eigenen Vorstellungen entspricht.
- Gezielte Vorbereitung auf Gehaltsfragen: Wenn das Gehalt offen kommuniziert wird, können Bewerber:innen ihre Gehaltsvorstellungen besser formulieren.
- Mut zur Nachfrage: Sollte die Gehaltsangabe fehlen oder unklar sein, dürfen Bewerber:innen gezielt danach fragen – das wird künftig ganz normal sein.
Wichtig:
Auch im Vorstellungsgespräch bleibt es erlaubt, die Gehaltsvorstellungen selbstbewusst zu nennen – aber auf Basis transparenterer Informationen.
Aspekt | Vorteile für Arbeitnehmer:innen | Vorteile für Unternehmen |
---|---|---|
Gehaltsangaben in Stellenanzeigen | Bessere Einschätzung der Vergütung, faire Vergleichsmöglichkeiten | Attraktivere Positionierung als Arbeitgeber, größere Bewerberzahl |
Transparente Gehaltsstrukturen | Mehr Klarheit über Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten | Gesteigertes Vertrauen und höhere Mitarbeiterzufriedenheit |
Auskunftsrecht über Gehälter | Stärkere Verhandlungsbasis und Bekämpfung von Ungleichheiten | Imagegewinn durch gelebte Fairness und Gleichberechtigung |
Verpflichtende Berichterstattung | Mehr Sicherheit und Orientierung bei der Jobwahl | Optimierung interner Prozesse und Stärkung der Arbeitgebermarke |
Fazit: Gehaltstransparenz als Chance nutzen
Die Gehaltstransparenz wird den Arbeitsmarkt in Deutschland nachhaltig verändern. Unternehmen müssen sich auf neue Pflichten einstellen, Arbeitnehmer:innen profitieren von mehr Fairness und besseren Verhandlungsmöglichkeiten.
Wer frühzeitig auf Transparenz setzt – ob als Arbeitgeber oder als Arbeitnehmer:in –, kann die Veränderungen als Chance nutzen. Ehrlichkeit, Offenheit und faire Löhne stärken nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Zufriedenheit auf beiden Seiten.
Kurz gesagt:
Gehaltstransparenz ist kein Risiko – sondern eine echte Zukunftschance!