Zebras sind unverwechselbar – ihr gestreiftes Fell macht sie zu einem der auffälligsten Tiere der afrikanischen Savanne.
Doch eine Frage beschäftigt Wissenschaft und Naturbegeisterte seit Jahrzehnten: Warum haben Zebras Streifen?
Lange galten Tarnung oder soziale Erkennung als mögliche Gründe – doch aktuelle Studien liefern eine verblüffend einfache, aber sehr gut belegte Erklärung.
In diesem Artikel zeigen wir, was wirklich hinter den markanten Streifen steckt, welche Theorien es gibt – und welche inzwischen durch Experimente gestützt oder widerlegt wurden.
Insektenabwehr – die wahrscheinlichste Theorie
Die bislang überzeugendste Erklärung kommt nicht von Safari-Beobachtern, sondern aus dem Labor: Streifen helfen gegen lästige Insektenstiche.
Die sogenannte „Insektenabwehr-Hypothese“ geht davon aus, dass Bremsen, Tsetsefliegen und andere stechende Insekten weniger gut auf gestreiften Untergrund fliegen und landen können.
Der Zoologe Tim Caro von der University of California führte dazu ein aufsehenerregendes Experiment durch:
Pferde wurden mit gestreiften Decken bekleidet – und tatsächlich konnten Fliegen dort deutlich schlechter landen als auf ungemusterten Flächen.
Warum? Fluginsekten orientieren sich visuell an gleichmäßigen Kontrasten. Die schwarz-weißen Muster stören ihre Wahrnehmung und erschweren die gezielte Landung.
In Regionen mit hoher Insektenbelastung könnte das einen echten evolutionären Vorteil bedeuten – denn weniger Stiche bedeuten weniger Krankheiten.
Die Zebra-Streifen stören nicht nur die Landung, sondern auch das Anvisieren durch Insekten im Flug. Forschende beobachteten, dass Fliegen langsamer wurden oder sogar abdrehten.
Weitere Theorien im Vergleich
Auch wenn die Insektenabwehr heute als Hauptgrund gilt, gibt es eine ganze Reihe weiterer Theorien – viele davon stammen aus früheren Jahrhunderten oder aus Beobachtungen in freier Wildbahn.
Hier die bekanntesten im Überblick:
- Tarnung: Lange galt die Vermutung, dass Zebras durch ihre Streifen im hohen Gras weniger auffallen. Heute weiß man: Für Raubtiere wie Löwen, die nachts jagen, ist der Tarnungseffekt minimal.
- Soziale Funktion: Einige Forscher vermuten, dass das Muster eine Rolle in der Gruppenerkennung spielt – etwa bei Mutter und Fohlen oder innerhalb von Herden.
- Thermoregulation: Eine andere Theorie besagt, dass Streifen die Temperaturregulierung erleichtern könnten. Hell und dunkel erwärmen sich unterschiedlich – es entsteht eine Luftzirkulation.
- Verwirrung bei der Flucht: In Bewegung könnten Streifen für Raubtiere irritierend sein, weil sie schwer zu fokussieren sind.
Interessant ist: Keine dieser Theorien wurde so klar durch Experimente gestützt wie die Insektenabwehr. Trotzdem könnten sie zusätzliche Effekte haben.
Unterschiede zwischen Zebra-Arten
Nicht alle Zebras haben die gleichen Streifen. In Afrika gibt es drei bekannte Zebra-Arten – und ihre Muster sind unterschiedlich stark ausgeprägt:
| Zebra-Art | Streifen-Muster | Verbreitung |
|---|---|---|
| Steppenzebra | Viele breite Streifen, bis zum Bauch | Ost- und Südafrika |
| Grevyzebra | Schmale, dichte Streifen, kein Bauchmuster | Äthiopien, Kenia |
| Bergzebra | Dünne Streifen, Rücken eher weiß | Südliches Afrika |
Die Unterschiede könnten auch ein Hinweis auf die regionale Insektenbelastung sein: Wo mehr Fliegen leben, sind die Streifen auffälliger.
Warum kein anderes Tier gestreift ist
Eine oft gestellte Frage: Wenn die Streifen so vorteilhaft sind – warum haben dann nicht auch Gnus, Antilopen oder andere Savannentiere gestreifte Muster?
Die Antwort liegt wahrscheinlich in der evolutionären Entwicklung. Zebras gehören zur Familie der Pferde und haben sich anders angepasst als Paarhufer.
Ihre Vorfahren hatten offenbar eine genetische Mutation, die sich in den afrikanischen Lebensräumen durchsetzen konnte – vielleicht gerade durch den starken Druck durch Insekten.
Andere Tiere entwickeln eigene Strategien gegen Parasiten: Elefanten nutzen Schlamm, Rinder dichte Fellstrukturen, Antilopen schnelles Weglaufen.
Warum haben Zebras Streifen: Was Forschende heute wirklich glauben
Nach jahrzehntelanger Forschung gilt inzwischen eine Theorie zu „Warum haben Zebras Streifen“ als wissenschaftlich am besten belegt: Die Streifen der Zebras dienen dem Schutz vor stechenden Insekten – insbesondere Bremsen und Tsetsefliegen.
Zahlreiche Feldversuche und Laborexperimente zeigen: Fliegen meiden gestreifte Oberflächen. Warum? Die genauen Gründe sind noch nicht endgültig geklärt, aber es gibt zwei Hauptansätze:
- Visuelle Irritation: Die Flügelreflexion der Fliegen reagiert empfindlich auf Lichtmuster. Schwarz-weiße Streifen stören offenbar die Landemechanik.
- Fehlende Kontraste aus der Fliegensicht: Zebras erscheinen Fliegen weniger „landbar“, weil sie sich nicht klar von ihrer Umgebung abheben.
Besonders spannend: In Studien wurden Pferde mit gestreiften Decken versehen – und auch diese wurden deutlich seltener von Insekten angeflogen.
Fazit – Was wir sicher wissen (und was nicht)
Also: Warum haben Zebras Streifen? Die Antwort ist nicht mehr nur ein Rätsel aus dem Tierreich – die Forschung liefert heute fundierte Hinweise:
- Die Hauptfunktion ist sehr wahrscheinlich der Schutz vor blutsaugenden Insekten.
- Andere Vorteile wie Kühlung, soziale Interaktion oder Tarnung sind möglich, aber weniger gut belegt.
- Die Streifen sind ein Paradebeispiel dafür, wie sich Anpassungen über Millionen Jahre entwickeln können – durch Evolution, Umwelt und Überlebensdruck.
Zusammengefasst in einem Satz:
Zebra-Streifen sind kein Deko-Gag der Natur – sondern ein ausgeklügelter Überlebensvorteil gegen lästige Parasiten.
Ja, alle drei Zebraarten haben Streifen, allerdings unterscheiden sich Muster, Dichte und Ausprägung je nach Art und Region.
Aktuell gilt das als wahrscheinlichste Erklärung. Weitere Funktionen wie Tarnung, soziale Signale oder Temperaturregulation sind möglich, aber weniger belegt.
Der starke Kontrast wirkt auf Insekten besonders irritierend. Außerdem reflektieren helle und dunkle Flächen Licht unterschiedlich – was zusätzliche Vorteile bringen könnte.
Ja, einige Wildeselarten oder Mückenabwehr-Muster bei Kühen zeigen ähnliche Muster – mit ähnlicher Wirkung.
Ja. Pferde mit Zebra-Streifendecken wurden signifikant weniger von Fliegen belästigt – ein starker Hinweis auf die Wirkung der Muster.
Weil evolutionäre Anpassung viele Faktoren berücksichtigt – was für Zebras optimal ist, kann für andere Tiere Nachteile bringen (z. B. Tarnung).
Ja. Das Streifenmuster ist genetisch festgelegt und individuell wie ein Fingerabdruck. Es entwickelt sich bereits im Mutterleib.
Nein, die Streifen sind dauerhaft. Es gibt aber seltene Fälle von Pigmentstörungen, bei denen Zebras ungewöhnliche Muster zeigen.
🔗 Weiterführende Links & Ressourcen
- Benefits of zebra stripes: Behaviour of tabanid flies around zebras and horses – PLOS One-Studie mit Experimenten an Pferden, untermauert die Insektenabwehr‑Hypothese
- Zebras of all stripes repel biting flies at close range – Naturwissenschaftliche Studie aus 2022 bestätigt: Streifen stören Insekten auch im Freiland
- Why don’t horseflies land on zebras? – Journal of Experimental Biology-Analyse, erklärt visuelle Mechanismen
- Experts have discovered how zebra stripes work – Highlights aus der University of Bristol über den „Aperture-Effekt“
- Namibia – National Geographic: Überblick über Alle Theorien – Fundierte Zusammenfassung aller Haupttheorien zur Zebra-Streifen-Funktion
- The Man in the Zebra Suit Knows the Secret of the Stripes – Wired-Feature über Tim Caros Pionierarbeit und ungewöhnliche Experimente
- Wikipedia: Zebra – Gute Einstiegssammlung zur Biologie, Streifenvariationen und Insektenabwehr


















Trackbacks/Pingbacks