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Soziale Ungleichheit ist kein Phänomen unserer modernen Gesellschaft – sie begleitet die Menschheit seit Tausenden von Jahren. Doch was genau bedeutet soziale Ungleichheit eigentlich? Und warum ist sie heute noch genauso aktuell wie in der Antike oder im Mittelalter?
In diesem Artikel werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte, analysieren Ursachen und Entwicklungen – und zeigen, was wir daraus für unsere Gegenwart und Zukunft lernen können.

Egal ob Bildung, Einkommen, Gesundheit oder gesellschaftliche Teilhabe – in nahezu allen Lebensbereichen gibt es deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen sozialen Gruppen. Diese Ungleichheiten sind meist nicht zufällig, sondern das Ergebnis historischer Strukturen, politischer Entscheidungen und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Sie betreffen nicht nur einzelne Individuen, sondern prägen das Zusammenleben ganzer Gesellschaften.

Um die heutige soziale Realität wirklich zu verstehen, lohnt sich der Blick in die Vergangenheit. Denn viele Muster und Mechanismen sozialer Ungleichheit haben sich über Jahrhunderte hinweg wiederholt – und nur wer diese versteht, kann nachhaltige Veränderungen anstoßen.

Was ist soziale Ungleichheit?

Soziale Ungleichheit beschreibt die systematische ungleiche Verteilung von Ressourcen, Chancen und Lebensbedingungen innerhalb einer Gesellschaft. Das bedeutet: Manche Menschen haben mehr – mehr Geld, mehr Bildung, mehr Einfluss – während andere deutlich weniger zur Verfügung haben. Diese Unterschiede betreffen grundlegende Lebensbereiche wie Einkommen, Vermögen, Bildung, Gesundheit, Wohnraum oder berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.

Anders als individuelle Unterschiede, die etwa durch persönliche Interessen oder Fähigkeiten entstehen, beruhen soziale Ungleichheiten oft auf strukturellen Faktoren. Das heißt: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen – also Gesetze, Normen, Herkunft, Geschlecht oder familiäre Voraussetzungen – beeinflussen maßgeblich, welche Chancen jemand im Leben hat.

Ein Beispiel: Zwei Kinder wachsen in Deutschland auf. Das eine Kind lebt in einem wohlhabenden Akademikerhaushalt, das andere in einer Familie mit niedrigem Einkommen, beengtem Wohnraum und prekärer Jobsituation. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Kinder die gleichen Bildungs- und Karrierechancen haben, ist extrem gering – obwohl sie im selben Land leben.

Soziale Ungleichheit wird in der Soziologie häufig in drei Dimensionen unterteilt:

  • Ökonomische Ungleichheit: Unterschiede in Einkommen, Vermögen und Besitz
  • Bildung und Teilhabe: Ungleichheiten im Zugang zu Bildung, Wissen und kultureller Teilhabe
  • Macht und Einfluss: Wer bestimmt mit? Wer hat Zugang zu politischen Entscheidungen oder Medien?

Wichtig ist: Nicht jede Form von Ungleichheit ist automatisch ungerecht – solange sie auf fairen Chancen basiert. Problematisch wird es dann, wenn Herkunft, Geschlecht oder der Wohnort darüber entscheiden, wie weit ein Mensch es bringen kann – und das ist in vielen Fällen leider Realität.

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Soziale Ungleichheit in der Antike

Bereits in der Antike war soziale Ungleichheit ein zentrales Merkmal gesellschaftlicher Strukturen. Sowohl in den Hochkulturen des Alten Orients als auch im antiken Griechenland und im Römischen Reich war die Gesellschaft streng hierarchisch aufgebaut.
Der Zugang zu Rechten, Bildung, Eigentum und politischer Mitbestimmung hing maßgeblich von Herkunft, Geschlecht und Status ab.

Gesellschaftsordnung im antiken Griechenland

In der klassischen griechischen Polis (Stadtstaat), insbesondere in Athen, bestand eine klare Trennung zwischen Bürgern, Metöken (zugereiste Fremde) und Sklaven. Nur männliche, volljährige Bürger durften an politischen Entscheidungen teilnehmen, während Frauen, Sklaven und Zugezogene weitgehend ausgeschlossen waren. Bildung und politische Teilhabe waren ein Privileg der Oberschicht.

  • Bürger: Besitzende Männer mit politischen Rechten
  • Metöken: Steuerpflichtige Ausländer ohne Bürgerrechte
  • Sklaven: Eigentum ihrer Herren, ohne jegliche Rechte

Auch innerhalb der Bürger gab es Unterschiede: Wohlhabende Familien stellten oft die führenden Politiker, Philosophen und Generäle, während ärmere Bürger kaum Einfluss hatten. Der Zugang zu Bildung war ebenfalls stark vom sozialen Hintergrund abhängig.

Römisches Reich: Patrizier, Plebejer und Sklaven

Im antiken Rom zeigte sich soziale Ungleichheit besonders deutlich im Verhältnis zwischen Patriziern (Adel)
und Plebejern (einfaches Volk). Während Patrizier den Großteil des Vermögens, der Ländereien und der politischen Macht kontrollierten, kämpften die Plebejer jahrhundertelang um mehr Rechte und Mitbestimmung – mit teilweise erfolgreichem Ausgang.

Hinzu kam eine große Gruppe von Sklaven, die keinerlei Rechte besaßen. Viele Menschen wurden durch Krieg, Schulden oder Geburt in die Sklaverei gezwungen. Ihre Arbeitskraft war Grundlage des römischen Wohlstands, doch ihre Lebensbedingungen waren oft katastrophal.

Mit der Zeit entwickelte sich im Römischen Reich eine etwas durchlässigere Gesellschaftsschicht – etwa durch Freilassung von Sklaven (Freigelassene) oder durch Aufstieg reicher Plebejer. Dennoch blieb die strukturelle Ungleichheit prägend.

Lehren aus der Antike

Die antike Welt zeigt eindrucksvoll, wie tief verankert soziale Ungleichheit in frühen Gesellschaften war – und wie sie
durch rechtliche, kulturelle und ökonomische Mechanismen aufrechterhalten wurde. Gleichzeitig lässt sich erkennen, dass gesellschaftlicher Wandel möglich war: durch politische Kämpfe, Reformen und ökonomischen Aufstieg. Diese historischen Beispiele bieten wertvolle Perspektiven auf heutige Ungleichheitsdebatten.

Mittelalter und Feudalismus – Ungleichheit als göttliche Ordnung?

Im europäischen Mittelalter wurde soziale Ungleichheit nicht nur hingenommen, sondern als gottgewollt legitimiert. Die Gesellschaft war in sogenannte drei Stände gegliedert: Klerus, Adel und Bauern/Bürger. Diese Ständeordnung bestimmte das Leben der Menschen über Jahrhunderte hinweg – mit festen Rollen, Pflichten und (Un-)Rechten.

Die Ständeordnung: Jeder an seinem Platz

Die mittelalterliche Gesellschaft war stark hierarchisiert und religiös begründet:

  • Klerus: Geistliche wie Priester und Mönche, zuständig für das Seelenheil
  • Adel: Kriegerische Elite mit politischer Macht und Landbesitz
  • Dritter Stand: Bauern, Handwerker, Händler – die große Mehrheit ohne Rechte

Der „göttliche Wille“ wurde als Legitimation für diese Ordnung gesehen. Wer arm war, galt als demütig und gottgefällig; wer reich war, hatte angeblich die göttliche Gnade erhalten. Diese Denkweise machte es schwer, gesellschaftliche Veränderungen einzufordern.

Feudalismus: Macht durch Landbesitz

Der Feudalismus war das prägende wirtschaftliche und politische System dieser Epoche. Könige und hohe Adlige vergaben Land als Lehen an Vasallen, die im Gegenzug Treue und militärischen Beistand leisteten. Die Bauern, die auf diesem Land arbeiteten, waren Leibeigene – an den Boden gebunden, ohne Mitspracherecht.

Die Ungleichheit zeigte sich nicht nur in Besitzverhältnissen, sondern auch im Zugang zu Bildung, Justiz und politischer Teilhabe. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung konnte lesen und schreiben; die meisten Menschen lebten in Armut und Abhängigkeit.

Aufstiegschancen? Kaum vorhanden.

Der soziale Aufstieg war nahezu unmöglich. Wer als Bauer geboren wurde, blieb in der Regel ein Leben lang Bauer. Der Stand war durch Geburt festgelegt, Heirat zwischen Ständen war selten oder verboten, und es fehlten Strukturen für Bildung oder Eigentumserwerb.

Erste Brüche im Spätmittelalter

Ab dem 13. und 14. Jahrhundert begannen sich erste Risse im starren Ständesystem zu zeigen. Die Entstehung von Städten und einer wohlhabenden Bürgerschicht ermöglichte es Händlern, Kaufleuten und Handwerkern, politischen Einfluss zu gewinnen – vor allem in Städten wie Florenz, Nürnberg oder Lübeck. Dennoch blieb die soziale Mobilität begrenzt.

Was wir heute daraus lernen können

Das Mittelalter zeigt, wie stark Religion und Weltanschauungen zur Legitimation sozialer Ungleichheit genutzt wurden. Es lehrt uns, kritisch zu hinterfragen, wie „natürlich“ heutige soziale Unterschiede tatsächlich sind – und welche Strukturen sie bewusst aufrechterhalten.

Industrialisierung und soziale Frage – Der Beginn der Massenarmut

Mit der Industrialisierung ab dem 18. Jahrhundert begann eine der tiefgreifendsten gesellschaftlichen Umwälzungen der Menschheitsgeschichte.
Maschinen, Fabriken und technologische Fortschritte revolutionierten Produktion und Arbeit – und führten gleichzeitig zu einer neuen, massiven Form sozialer Ungleichheit.

Landflucht und Urbanisierung

Millionen Menschen verließen das Land, um in den neu entstehenden Industriestädten Arbeit zu suchen. Diese rasante Urbanisierung führte zu katastrophalen Wohnverhältnissen: Überfüllte Mietskasernen, schlechte Hygienebedingungen und Krankheiten prägten das Bild.

Arbeiten bis zum Umfallen

Fabrikarbeit bedeutete lange Schichten, niedrige Löhne und hohe Unfallgefahr. Kindarbeit und Ausbeutung waren an der Tagesordnung. Es gab kaum Schutzgesetze, keine Kranken- oder Unfallversicherung – wer krank wurde, verlor sofort seinen Lohn.

Kapitalismus vs. Arbeiterschaft

Die neue soziale Spaltung verlief zwischen Kapitalbesitzern (Bourgeoisie) und Arbeitern (Proletariat).
Während eine kleine Elite enormen Reichtum anhäufte, lebten breite Bevölkerungsschichten in Armut. Die soziale Frage – also die Frage nach der Gerechtigkeit und den Lebensbedingungen der Arbeiterschaft – wurde zum zentralen politischen Thema.

Gegenbewegungen: Gewerkschaften und Sozialismus

Die unmenschlichen Zustände führten zur Bildung von Gewerkschaften, Arbeiterparteien und sozialen Bewegungen. Auch ideologische Gegenentwürfe wie der Sozialismus (u. a. von Karl Marx) gewannen an Bedeutung. Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen, Lohnsteigerungen und Mitbestimmung wurden laut.

Erste soziale Reformen

Im Deutschen Kaiserreich wurden unter Otto von Bismarck die ersten Sozialversicherungen eingeführt: Krankenversicherung (1883), Unfallversicherung (1884) und Rentenversicherung (1889). Diese Maßnahmen waren historisch bedeutsam – aber eher zur Kontrolle der Arbeiterschaft gedacht als aus echter Fürsorge.

Lernen aus der Geschichte

Die Industrialisierung lehrt uns, wie schnell technischer Fortschritt soziale Ungleichheiten verschärfen kann, wenn er nicht begleitet wird von Schutzmechanismen und politischer Verantwortung. Die Parallelen zur heutigen Digitalisierung und Plattformökonomie sind auffällig – auch heute drohen viele Menschen abgehängt zu werden.

Nach dem Krieg – Sozialstaat, Wirtschaftswunder und neue Ungleichheiten

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand Deutschland vor einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Neuanfang. Die Zerstörung war gewaltig – doch schon bald setzte ein beispielloser Aufschwung ein: das Wirtschaftswunder. Und mit ihm entstand das Modell des modernen Sozialstaats.

Das Wirtschaftswunder

In den 1950er- und 60er-Jahren erlebte Westdeutschland ein rasantes Wirtschaftswachstum. Der Wiederaufbau, technische Innovationen und internationale Hilfe (z. B. Marshallplan) schufen Millionen Arbeitsplätze. Breite Bevölkerungsschichten profitierten erstmals vom Wohlstand, Haushalte wurden modernisiert, der Konsum boomte.

Aufbau des Sozialstaats

Parallel zum ökonomischen Aufschwung wurde der Sozialstaat ausgebaut: Arbeitslosenversicherung, Rentenreformen, Gesundheitsversorgung und Bildungsoffensiven sorgten für mehr soziale Sicherheit. Die Idee: Wirtschaftlicher Erfolg sollte allen zugutekommen.

Ungleichheiten blieben bestehen

Trotz aller Fortschritte blieben soziale Ungleichheiten erhalten – nur unter einer neuen Oberfläche. Frauen wurden
oft auf die Rolle der Hausfrau reduziert, Gastarbeiter:innen blieben vielfach benachteiligt. Auch das Bildungssystem
war durch soziale Herkunft stark selektiv.

Der Osten: Gleichheit auf dem Papier

In der DDR gab es offiziell keine Klassen – doch auch dort existierten Macht- und Statusunterschiede. Bildung und Berufschancen waren stark politisch geprägt. Die Gleichheit war staatlich erzwungen, nicht frei gewählt – mit vielen Einschränkungen in persönlicher Freiheit.

Wandel in den 1970ern und 80ern

Mit Wirtschaftskrisen, Ölpreisschocks und dem Ende der Vollbeschäftigung geriet das Modell des Sozialstaats zunehmend unter Druck.
Die Arbeitslosigkeit stieg, soziale Aufstiegschancen wurden schwieriger – besonders für benachteiligte Gruppen.
Gleichzeitig wuchs das Bewusstsein für Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und Bildungsungleichheit.

Ein ambivalentes Erbe

Die Nachkriegszeit brachte einerseits beachtliche soziale Verbesserungen, andererseits neue Formen der Ungleichheit – oft subtiler als zuvor. Sie zeigt: Soziale Gerechtigkeit ist kein Selbstläufer, sondern muss immer wieder neu ausgehandelt
und angepasst werden.

Globalisierung und neoliberale Wende – Wie Politik und Wirtschaft soziale Ungleichheit beeinflussen

Ab den 1980er-Jahren veränderten sich Wirtschaft und Politik weltweit grundlegend. Mit dem Vormarsch neoliberaler Ideen – etwa durch Reagan in den USA und Thatcher in Großbritannien – geriet auch in Deutschland das Verhältnis zwischen Staat, Markt und Gesellschaft ins Wanken.
Die Folgen sind bis heute spürbar.

Was bedeutet „neoliberal“?

Neoliberale Politik steht für die Stärkung von Marktmechanismen, Privatisierungen, Deregulierung und eine Reduktion staatlicher Eingriffe. Ziel war es, wirtschaftliche Dynamik durch Wettbewerb zu fördern – doch oft auf Kosten sozialer Ausgleichsmechanismen.

Globalisierung: Gewinner und Verlierer

Die weltweite wirtschaftliche Vernetzung ermöglichte neue Märkte und günstige Produktionsstandorte. Während internationale Konzerne florierten, litten einfachere Beschäftigte in traditionellen Branchen unter Jobverlust, Lohndruck und unsichereren Arbeitsverhältnissen.

„Hartz-Reformen“ und der Umbau des Sozialstaats

In Deutschland markierten die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze eine Zäsur: Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
wurden zum Arbeitslosengeld II (Hartz IV) zusammengelegt, Leistungen gekürzt, Sanktionen eingeführt. Das Ziel: mehr Eigenverantwortung. Das Ergebnis: Wachsende Armut trotz Erwerbstätigkeit.

Prekäre Beschäftigung auf dem Vormarsch

Zeitarbeit, Minijobs, befristete Verträge und Solo-Selbstständigkeit nahmen stark zu. Besonders junge Menschen, Alleinerziehende und Menschen mit Migrationshintergrund waren betroffen. Der Begriff „Working Poor“ – also arbeitende Menschen unterhalb der Armutsgrenze – wurde Realität.

Steuerpolitik und Vermögenskonzentration

Gleichzeitig wurden Steuern für Unternehmen und hohe Einkommen gesenkt, Vermögenssteuern abgeschafft. Während die Reichen immer reicher wurden, stagnierte das reale Einkommen vieler Haushalte. Vermögen konzentriert sich zunehmend in den obersten 10 % der Bevölkerung.

Wachsende soziale Spaltung

Die gesellschaftliche Kluft wurde größer: Wohnen, Bildung, Gesundheitsversorgung – alles hängt stärker von der sozialen Herkunft ab als je zuvor. Die Mittelschicht schrumpft, der gesellschaftliche Zusammenhalt wird brüchiger.

Fazit dieses Abschnitts

Die neoliberale Wende und die Globalisierung haben wirtschaftliches Wachstum begünstigt – aber auch strukturelle soziale Ungleichheit verschärft. Ein funktionierender Sozialstaat allein reicht nicht mehr aus: Neue Antworten auf neue Herausforderungen sind gefragt.

Aktuelle Debatten und Lösungsansätze – Was wir gegen soziale Ungleichheit tun können

Die Diskussion um soziale Ungleichheit ist aktueller denn je. Während viele Studien eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft belegen, gibt es unterschiedliche Ansätze, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ringen um gerechte und tragfähige Lösungen.

1. Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE)

Das BGE ist ein viel diskutierter Vorschlag: Jeder Mensch erhält monatlich einen festen Betrag – unabhängig von Einkommen oder Bedürftigkeit. Befürworter sehen darin mehr Freiheit, weniger Existenzängste und eine gerechtere Gesellschaft. Kritiker bezweifeln die Finanzierbarkeit und warnen vor Fehlanreizen.

2. Steuerreformen

Eine gerechtere Steuerpolitik wird von vielen Ökonomen gefordert. Vorschläge sind u.a.:

  • Wiedereinführung der Vermögensteuer
  • Höhere Erbschaftssteuern für sehr große Vermögen
  • Schließung von Steuerschlupflöchern für Konzerne

Ziel ist eine Umverteilung von oben nach unten, um staatliche Leistungen besser zu finanzieren.

3. Stärkung der Bildungsgerechtigkeit

Bildung gilt als Schlüssel zur Chancengleichheit. Doch der Bildungserfolg hängt in Deutschland nach wie vor stark vom Elternhaus ab. Deshalb fordern Expert:innen:

  • Mehr Investitionen in Kitas, Ganztagsschulen und frühkindliche Bildung
  • Individuelle Förderung statt Einheitsunterricht
  • Gebührenfreie Hochschulbildung und bessere Unterstützung für Auszubildende

4. Höhere Mindestlöhne und Tarifbindung

Armut trotz Arbeit ist ein wachsendes Problem. Lösungen sind:

  • Ein existenzsichernder Mindestlohn, angepasst an Inflation und Lebenshaltungskosten
  • Stärkere Förderung von Tarifverträgen, die faire Löhne und Arbeitsbedingungen sichern

5. Sozialer Wohnungsbau

Steigende Mieten vertreiben Menschen aus ihren Stadtteilen. Deshalb wird gefordert:

  • Mehr öffentlicher Wohnungsbau
  • Deckelung von Mieterhöhungen
  • Förderung von Genossenschaften und gemeinwohlorientiertem Wohnen

6. Mehr Transparenz und politische Teilhabe

Viele Menschen fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten. Beteiligungsformate wie Bürger:innenräte,
Volksentscheide oder mehr direkte Demokratie könnten Vertrauen zurückgewinnen und dafür sorgen, dass soziale Themen stärker berücksichtigt werden.

Fazit dieses Abschnitts

Die Bekämpfung sozialer Ungleichheit erfordert ganzheitliche, mutige und nachhaltige Maßnahmen. Es geht nicht nur um Umverteilung, sondern auch um Zugang, Teilhabe und Gerechtigkeit in allen Lebensbereichen. Die Debatte ist in vollem Gange – und jede:r von uns ist ein Teil davon.

Fazit: Was wir aus der Geschichte sozialer Ungleichheit lernen können

Soziale Ungleichheit ist kein neues Phänomen – sie zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Doch während sich die Ursachen und Ausdrucksformen im Laufe der Zeit verändert haben, bleibt die zentrale Herausforderung bestehen: Wie schaffen wir eine Gesellschaft, in der Chancen, Teilhabe und Lebensqualität nicht vom Geburtsort oder Einkommen der Eltern abhängen?

Die Geschichte zeigt uns, dass soziale Ungleichheit nicht naturgegeben ist. Sie ist menschengemacht – und damit auch veränderbar. Fortschritte sind möglich, wenn Gesellschaft und Politik die richtigen Weichen stellen: durch
gerechte Bildung, faire Löhne, bezahlbaren Wohnraum, stärkere Mitbestimmung und kluge Steuerpolitik.

Doch auch jede:r Einzelne ist gefragt: Aufklärung, Empathie, Engagement und ein kritischer Blick auf Privilegien sind entscheidende Faktoren im Kampf gegen Ungleichheit. Denn nur gemeinsam lässt sich eine Gesellschaft gestalten, die nicht spaltet, sondern verbindet – über Generationen hinweg.

Es ist Zeit, aus der Vergangenheit zu lernen und aktiv zu werden – für mehr Gerechtigkeit, Solidarität und soziale Stabilität.

Häufige Fragen und Antworten zu Soziale Ungerechtigkeit


Was versteht man unter sozialer Ungleichheit?
Soziale Ungleichheit beschreibt systematische Unterschiede in den Lebensbedingungen, Chancen und Ressourcen von Menschen – etwa beim Einkommen, in der Bildung, Gesundheit oder gesellschaftlichen Teilhabe.
Seit wann gibt es soziale Ungleichheit?
Schon in frühen Hochkulturen wie Ägypten oder Mesopotamien gab es klare Hierarchien und Klassenunterschiede. Mit der Sesshaftigkeit begannen Eigentum, Macht und Privilegien ungleich verteilt zu sein.
Welche Rolle spielt Bildung bei sozialer Ungleichheit?
Bildung ist einer der wichtigsten Faktoren zur sozialen Mobilität. Wer guten Zugang zu Bildung hat, hat meist auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, ein höheres Einkommen und gesellschaftliche Teilhabe.
Ist soziale Ungleichheit immer ungerecht?
Nicht jede Form von Ungleichheit wird als ungerecht empfunden. Kritisch wird sie, wenn sie Menschen systematisch benachteiligt oder grundlegende Lebenschancen verwehrt.
Was sind aktuelle Ursachen für soziale Ungleichheit?
Globalisierung, technischer Wandel, Bildungslücken, Arbeitsmarktrisiken, Vermögenskonzentration und Steuerpolitik tragen aktuell maßgeblich zur sozialen Spaltung bei.
Wie wirkt sich soziale Ungleichheit auf die Gesellschaft aus?
Hohe Ungleichheit kann zu sozialem Unfrieden, Vertrauensverlust in Institutionen und politischen Extremismus führen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Demokratie können darunter leiden.
Welche Maßnahmen helfen gegen soziale Ungleichheit?
Mögliche Maßnahmen sind: gerechtere Steuerpolitik, Mindestlöhne, Bildungsförderung, soziale Sicherungssysteme, Vermögensumverteilung und politische Teilhabe stärken.
Was kann jede:r Einzelne gegen soziale Ungleichheit tun?
Bewusstes Konsumverhalten, Engagement in sozialen Projekten, politische Bildung, Spenden, Aufklärung und Wählen von Parteien mit sozialem Fokus sind mögliche Beiträge im Alltag.

Weiterführende Links und empfehlenswerte Ressourcen

Wenn Sie sich weiter mit dem Thema soziale Ungleichheit in Deutschland und weltweit beschäftigen möchten, finden Sie hier aktuelle, gut recherchierte und vertrauenswürdige Quellen: