Gefahr bei Gewitter: Wie gefährlich ist ein Gewitter wirklich? Blitzschutz, Verhalten und Mythen

Ein lauter Donnerschlag, gleißendes Licht, Sekunden später prasselnder Regen – Gewitter faszinieren, erschrecken und werden oft unterschätzt. Während viele Menschen sich in Sicherheit wiegen („Im Auto passiert doch nichts“), gibt es zahlreiche Irrtümer über Blitz und Donner und die Gefahr bei Gewitter, die sogar lebensgefährlich sein können.

In diesem Artikel erfährst du, wie gefährlich Gewitter tatsächlich sind, wie du dich in Haus, Auto und Natur richtig verhältst – und welche weit verbreiteten Mythen du besser vergisst. Denn wer ein paar einfache Regeln kennt, kann das nächste Gewitter gelassen und sicher überstehen.

Warum wir Gewitter oft unterschätzen

In Deutschland schlagen jährlich etwa 1 bis 2 Millionen Blitze ein – und dennoch wird die Gefahr oft verharmlost. Vielleicht, weil es selten zu tödlichen Unfällen kommt. Doch wenn es passiert, sind die Folgen dramatisch: Verbrennungen, Herzstillstand, neurologische Schäden oder Brände.

Viele Menschen verlassen sich auf Halbwissen („Blitz schlägt nicht zweimal an der gleichen Stelle ein“) oder verhalten sich instinktiv falsch. Das Problem: Blitze sind unberechenbar. Sie können in 10 km Entfernung entstehen, quer durch den Himmel zucken – oder senkrecht aus der Wolkendecke schlagen.

Was genau passiert bei einem Gewitter?

Ein Gewitter entsteht, wenn warme, feuchte Luft schnell aufsteigt und dabei auf kalte Luftschichten trifft. Durch Reibung innerhalb der aufsteigenden Luftmassen trennen sich elektrische Ladungen – es entsteht eine Spannung zwischen Wolken und Erde (oder zwischen zwei Wolken).

Wenn diese Spannung stark genug ist, entlädt sich der Strom in Form eines Blitzes. Dabei entstehen Temperaturen von bis zu 30.000 °C – heißer als die Oberfläche der Sonne. Die Luft dehnt sich explosionsartig aus, was wir als Donner hören.

Ein Blitz ist also kein Lichtstrahl, sondern eine gigantische elektrische Entladung – die in Sekundenbruchteilen ganze Bäume sprengen, Dächer zerstören oder Menschen töten kann.

Wie gefährlich ist ein Blitzschlag wirklich?

Die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, ist gering – aber nicht null. Statistisch stirbt in Deutschland etwa 1 Person pro Jahr an den Folgen eines Blitzschlags. Weltweit sind es rund 24.000 Todesfälle pro Jahr, schätzt die WHO.

Was Blitzschläge so gefährlich macht:

  • Hohe Spannung: Ein Blitz führt bis zu 200.000 Ampere – ein Haushaltsgerät nutzt 10–16 Ampere.
  • Extreme Hitze: Bis zu 30.000 °C können Verbrennungen 3. Grades verursachen.
  • Stromschlag: Das Herz kann stehen bleiben, die Muskulatur verkrampft sich komplett.
  • Sekundärschäden: Einschläge können Brände, Stromausfälle oder Explosionen auslösen.

Besonders gefährlich ist ein Blitzschlag dann, wenn man sich an exponierten Stellen aufhält – etwa auf freiem Feld, unter einem einzelnen Baum oder auf einem Berggipfel.

Die meisten Blitzunfälle passieren:
– Beim Baden im See oder Freibad
– Beim Wandern oder Fußballspielen
– Beim Telefonieren mit schnurgebundenen Geräten
– Beim Duschen während eines Gewitters ohne modernen Blitzschutz
insekten im ökosystem wofür sind sie da

Richtiges Verhalten bei Gewitter – draußen, im Haus, im Auto

Ein Gewitter kündigt sich oft an: dunkle Wolken, aufkommender Wind, erste Donnerschläge in der Ferne. Spätestens jetzt ist es Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Denn: Sobald du den Donner hörst, kann ein Blitz dich treffen.

Draußen unterwegs?

  • Sofort Schutz suchen: Ein Gebäude mit Blitzschutz ist ideal. Alternativ: ein Auto mit Metallkarosserie.
  • Nie unter Bäumen stehen! Einzelne Bäume sind besonders blitzanziehend – besonders gefährlich bei Nässe.
  • Offene Flächen meiden: Fußballfelder, Wiesen, Strände und Berghänge sind extrem riskant.
  • In die Hocke gehen: Wenn kein Unterschlupf da ist: Füße zusammen, in die Hocke – NICHT hinlegen.
  • Metall ablegen: Regenschirm, Wanderstöcke oder Rucksack mit Metallrahmen – lieber beiseitelegen.

Im Auto?

  • Ein geschlossener Pkw mit Metallkarosserie funktioniert wie ein Faradayscher Käfig.
  • Fenster schließen, Antenne einfahren (wenn möglich), nicht aussteigen!
  • Achtung: Cabrios, Wohnmobile oder Autos mit Kunststoffdach bieten keinen sicheren Schutz.

Im Haus?

  • Stecker raus: Fernseher, Router, PC – Blitz kann über Stromleitungen Geräte zerstören.
  • Wasser meiden: Kein Duschen, Baden oder Händewaschen, wenn kein FI-Schutzschalter installiert ist.
  • Telefonieren nur mobil: Schnurlose oder Handys sind okay – kein Festnetz mit Kabel.
MERKE:
Ein Blitz schlägt nicht nur „nach unten“. Auch sogenannte Seitenblitze oder Bodenströme können Menschen treffen – in bis zu 20 m Entfernung zum Einschlagpunkt.

Häufige Mythen über Gewitter (und was wirklich stimmt)

Rund um Blitz und Donner kursieren viele Halbwahrheiten – manche harmlos, manche gefährlich. Hier die häufigsten Irrtümer:

  • „Blitze schlagen nie zweimal an der gleichen Stelle ein“
    Falsch! Hohe Gebäude wie der Berliner Fernsehturm werden regelmäßig getroffen.
  • „Gummistiefel schützen vor Blitzschlag“
    Nein – die Spannung eines Blitzes überbrückt mühelos einige Zentimeter Isolierung.
  • „Handys ziehen Blitze an“
    Nein. Smartphones senden keine „blitzanziehenden“ Wellen aus. Der Blitz sucht den kürzesten Weg – nicht das Mobilfunknetz.
  • „Ein Auto ist immer sicher“
    Nur, wenn es ein geschlossener Metallaufbau ist. Cabrio oder Wohnmobil? Leider nein.
  • „Im Wald ist man geschützt“
    Nur wenn du nicht unter einzelnen Bäumen stehst. In einer dichten Baumgruppe ist es relativ sicher, sofern du dich nicht an den Rand stellst.

Blitzschutz fürs Haus: Was sinnvoll ist – und was nicht

Ein gut geerdetes Haus mit Blitzschutzanlage bietet den besten Schutz – doch nicht jedes Gebäude hat eine solche Vorrichtung. Moderne Häuser sind oft besser abgesichert als Altbauten.

Wichtige Maßnahmen:

  • Äußerer Blitzschutz: Blitzableiter und Erdung – schützt das Gebäude vor direktem Einschlag
  • Innerer Blitzschutz: Überspannungsschutz in der Elektrik – schützt Geräte
  • FI-Schutzschalter: Wichtig für Badezimmer, Waschmaschinen und Steckdosen in Altbauten

Wer in einer Gewitterregion wohnt oder empfindliche Technik besitzt, sollte sich vom Elektriker beraten lassen – viele Schäden sind versicherbar, aber vermeidbar.

Was tun, wenn ein Blitz in der Nähe einschlägt?

Auch wenn du nicht direkt getroffen wirst, kann ein Blitz in der Nähe Schäden verursachen. Wichtig ist, ruhig zu bleiben – aber richtig zu reagieren:

  • Im Haus: Wenn es knallt oder der Strom ausfällt – Stecker ziehen, Stromkasten prüfen, Sicherungen kontrollieren.
  • Im Auto: Nach einem lauten Knall nicht sofort aussteigen. Warte einige Minuten, bis sich mögliche elektrische Spannungen abgebaut haben.
  • Bei Verletzungen: Sofort den Notruf wählen (112). Menschen, die vom Blitz getroffen wurden, sind nicht elektrisch geladen und dürfen berührt und reanimiert werden!

Typische Folgen eines Blitzschlags: Bewusstlosigkeit, Verbrennungen, Atemstillstand, Krämpfe, Gedächtnisstörungen. Schnelle Erste Hilfe kann Leben retten.

Statistik: Wie oft, wie tödlich, wie vermeidbar?

In Deutschland gibt es jährlich ca. 1 bis 2 Millionen Blitze – und durchschnittlich 2 bis 5 direkte Todesfälle durch Blitzschlag. Weltweit sind es laut WHO über 24.000 Todesfälle und rund 240.000 Verletzte pro Jahr.

Interessant:

  • 80 % der Opfer in Deutschland sind Männer
  • Die meisten Unfälle passieren beim Sport, Wandern oder Schwimmen
  • Die Zahl der Blitzopfer ist seit den 1980ern stark gesunken – dank Aufklärung & moderner Blitzschutzsysteme

Gewitter und Technik – Smartphone, WLAN & Co.

Viele Menschen fragen sich: Darf ich während eines Gewitters mein Smartphone nutzen? Ist WLAN gefährlich? Hier die Fakten:

  • Smartphones: Kein Problem – sie ziehen keinen Blitz an. Ausnahme: Du hältst sie draußen bei Gewitter über dem Kopf.
  • WLAN & Bluetooth: Funkwellen sind völlig ungefährlich – sie erhöhen nicht das Risiko.
  • Kabelgeräte: Fernseher, Router, Computer sollten bei starkem Gewitter vom Strom genommen werden – Blitz kann über das Stromnetz Überspannung verursachen.

Am sichersten bist du mit Akku-Geräten (Laptop, Tablet, Handy) – wenn sie nicht am Strom hängen.

Fazit: Wachsam bleiben – aber keine Panik

Gewitter sind Naturgewalten, die faszinieren – aber auch Respekt verdienen. Ein direkter Blitzschlag ist selten, doch oft vermeidbar. Wer sich an einfache Regeln hält, kann das Risiko nahezu auf null senken.

Ob beim Wandern, im Garten oder im Auto: Verhalte dich klug, meide exponierte Orte, such rechtzeitig Schutz – und sei vorsichtig mit Technik. Verzichte auf heldenhafte Selfies im Sturm und achte auf Wetterwarnungen.

Merke: Blitze sind beeindruckend – aber unberechenbar. Mit Wissen, Vorsicht und gesundem Menschenverstand kannst du sie sicher überstehen.

FAQ: Gefahr bei Gewitter – das musst du wissen

Wie gefährlich ist ein Blitzschlag wirklich?
Ein Blitzschlag kann tödlich sein oder schwere Verletzungen verursachen, darunter Herzstillstand, Verbrennungen und neurologische Schäden. In Deutschland gibt es jährlich 2–5 Todesfälle durch Blitzschlag.
Bin ich im Auto sicher bei einem Gewitter?
Ja – ein geschlossener Pkw mit Metallkarosserie wirkt wie ein Faradayscher Käfig. Wichtig: Fenster schließen, Antenne einfahren. Achtung bei Cabrios oder Wohnmobilen – sie bieten keinen vollständigen Schutz.
Ist es gefährlich, bei Gewitter zu duschen oder Wäsche zu waschen?
Ja – wenn das Haus keinen inneren Blitzschutz oder FI-Schutzschalter hat. Strom kann über Wasserleitungen ins Haus gelangen. Im Zweifel besser abwarten.
Kann ich mein Handy bei Gewitter benutzen?
Ja – Smartphones ziehen keinen Blitz an. Wichtig ist, sie nicht draußen über den Kopf zu halten oder am Ladegerät zu nutzen. Mobilfunkstrahlen beeinflussen Blitze nicht.
Was ist die 30-30-Regel bei Gewitter?
Zähle die Sekunden zwischen Blitz und Donner: Sind es weniger als 30 Sekunden, ist das Gewitter näher als 10 km – sofort Schutz suchen! Warte nach dem letzten Donner mindestens 30 Minuten, bevor du wieder ins Freie gehst.