Warum sterben die Bienen – und was bedeutet das für uns?

Wenn das Summen verstummt…

Sie schwirren über Blumenwiesen, bestäuben Apfelbäume und sorgen dafür, dass unser Frühstücksbrot mit Honig bestrichen werden kann – Bienen sind winzige Wunder der Natur. Und doch verschwinden sie zunehmend aus unserer Umwelt. Das Phänomen ist nicht neu, aber es wird immer besorgniserregender: Das Bienensterben nimmt weltweit zu, und mit ihm wächst die Sorge um unsere Ernährung, unsere Ökosysteme – und letztlich auch um unser eigenes Überleben.

In diesem Artikel schauen wir uns an:

  • Warum sterben die Bienen wirklich?
  • Welche Folgen hat das für uns und unsere Umwelt?
  • Was können wir tun, um Bienen zu schützen?

Warum sind Bienen so wichtig?

Wer an Bienen denkt, denkt oft zuerst an Honig. Doch tatsächlich machen Honigbienen nur einen kleinen Teil der weltweiten Bienenpopulation aus – und Honig ist bei Weitem nicht ihre wichtigste Leistung. Die wahre Superkraft der Bienen liegt in der Bestäubung.

Bestäubung als Lebensgrundlage

Rund 80 Prozent aller heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf Insektenbestäubung angewiesen – und den Großteil davon übernehmen Bienen. Ohne sie gäbe es keine Äpfel, Erdbeeren, Tomaten oder Zucchini. Auch die Futtermittel für unsere Nutztiere wären betroffen.

👉 Eine Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zeigt, dass mehr als ein Drittel unserer globalen Nahrungsmittelproduktion direkt von Bestäubern abhängt – allen voran von Bienen.

Bedeutung für die Biodiversität

Bienen bestäuben nicht nur landwirtschaftlich genutzte Pflanzen, sondern auch viele Wildpflanzen. Damit sichern sie die biologische Vielfalt von Wiesen, Wäldern und Gärten. Ohne sie würde die Pflanzenvielfalt zurückgehen – und damit auch die Lebensräume für viele andere Tierarten.

Bienensterben: Warum sterben die Bienen?

Das Bienensterben ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus verschiedenen menschengemachten Ursachen. Besonders betroffen sind Honigbienen – aber auch Wildbienenarten verschwinden in alarmierendem Tempo.

Pestizide & Gifte

Einer der größten Gefahrenfaktoren ist der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Besonders Neonicotinoide stehen im Verdacht, das Nervensystem der Bienen zu schädigen. Sie finden nicht mehr zurück zum Bienenstock, verlieren ihre Orientierung oder sterben direkt nach dem Kontakt.

👉 Die EU hat einige dieser Stoffe zwar bereits verboten, doch sie sind in vielen Ländern weiterhin im Einsatz – und gelangen auch über importierte Produkte in die Umwelt.

Monokulturen & fehlende Nahrung

Große Felder mit nur einer Pflanzenart bieten Bienen nur wenige Wochen im Jahr Nahrung – danach herrscht oft „grüne Wüste“. Es fehlen blühende Wiesen, Wildkräuter und abwechslungsreiche Landschaften, in denen Bienen dauerhaft Nahrung finden könnten.

Krankheiten & Parasiten

Ein weiterer Stressfaktor ist die Varroamilbe, ein Parasit, der die Brut von Honigbienen befällt und deren Immunsystem schwächt. In Kombination mit den anderen Umweltbelastungen kann dies ganze Bienenvölker auslöschen.

Klimawandel & Wetterextreme

Immer öfter erleben wir verschobene Jahreszeiten, zu heiße Frühlinge oder lange Trockenperioden. Bienen orientieren sich an bestimmten Blühzeiten – wenn diese sich verschieben, finden sie zur falschen Zeit zu wenig Nahrung oder erfrieren bei Kälteeinbrüchen.

Umweltverschmutzung & Mobilfunk?

In Studien wird auch immer wieder Umweltbelastung durch Feinstaub, Lichtverschmutzung und elektromagnetische Strahlung als möglicher Einfluss diskutiert – etwa durch Mobilfunk. Der Nachweis ist bislang nicht eindeutig, aber auch hier gilt: Viele kleine Stressoren ergeben ein großes Problem.

Welche Folgen hat das Bienensterben?

Das Bienensterben ist kein isoliertes Problem, das nur Imker betrifft. Es hat massive Auswirkungen auf uns alle – wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich.

Ernährungsrisiko & Preisanstieg

Ohne Bienen sinkt die Bestäubung, Ernteerträge gehen zurück – und das führt zu höheren Lebensmittelpreisen, schlechterer Versorgung mit Obst, Gemüse und Nüssen sowie einem eingeschränkten Angebot in Supermärkten.

👉 Laut Schätzungen könnten weltweit jährlich Ernteverluste in Milliardenhöhe entstehen, sollte das Bienensterben weiter voranschreiten.

Ökologisches Ungleichgewicht

Wenn Bienen verschwinden, verändert sich das gesamte Ökosystem. Pflanzenarten sterben aus, Vögel und andere Tiere verlieren ihre Lebensgrundlage, der Boden wird weniger fruchtbar. Der Dominoeffekt in der Natur ist kaum aufzuhalten, wenn eine so zentrale Spezies wegbricht.

Symbol für ein größeres Problem

Bienen gelten als Bioindikatoren – sie zeigen uns, wie es der Umwelt geht. Wenn sie sterben, ist das ein Warnsignal: Unser Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. Das Bienensterben ist also nicht nur ein Insektenthema – es betrifft das große Ganze.

Was können wir gegen das Bienensterben tun?

Die gute Nachricht: Jede:r kann etwas beitragen. Egal ob im Garten, auf dem Balkon oder durch bewusste Konsumentscheidungen – der Schutz der Bienen beginnt im Alltag.

Blühflächen schaffen & naturnah gärtnern

Bienen brauchen Vielfalt und Nahrung. Wer einen Garten oder Balkon hat, kann mit bienenfreundlichen Pflanzen wie Lavendel, Sonnenhut, Klee oder Wildblumenmischungen wertvolle Lebensräume schaffen.

💡 Tipp: Verwende keine Pestizide oder chemischen Mittel – auch im privaten Garten! Diese wirken sich oft langfristig negativ auf Wildbienen und andere Bestäuber aus.

Weiterführend:
👉 Bienenfreundliche Pflanzenliste des BUND

Wildbienenhotels & Nistplätze

Viele Wildbienenarten nisten im Boden, in hohlen Pflanzenstängeln oder Totholz. Mit einfachen Insektenhotels, offenen Bodenstellen oder kleinen Holzstapeln kannst du ihnen neue Lebensräume bieten.

Wichtig dabei:

  • Achte auf hochwertig gebaute Insektenhotels mit geeigneten Materialien.
  • Lass abgeblühte Pflanzen im Winter stehen – sie dienen als Unterschlupf.

👉 Anleitung: Wildbienenhotel bauen (NABU)

Bio kaufen – bewusst konsumieren

Biologisch erzeugte Lebensmittel stammen aus einem Anbau, der auf chemisch-synthetische Pestizide verzichtet. Das hilft nicht nur den Bienen, sondern schützt auch das Grundwasser, die Böden und die Artenvielfalt insgesamt.

Auch bei Honig gilt:

  • Kaufe regional und möglichst von zertifizierten Imker:innen, die nachhaltig wirtschaften.
  • Unterstütze Initiativen wie Mellifera e.V., die sich aktiv für wesensgemäße Bienenhaltung einsetzen.

Welche Rolle spielen Politik & Landwirtschaft?

Bienen- und Insektenschutz ist nicht nur eine private, sondern auch eine politische und gesellschaftliche Aufgabe. Vor allem in der Landwirtschaft liegt ein Schlüssel zum Wandel.

EU-Politik & gesetzliche Vorgaben

Die Europäische Union hat in den letzten Jahren mehrere Neonicotinoide verboten, die als besonders bienenschädlich gelten. Doch es gibt weiterhin Schlupflöcher und Sondergenehmigungen in einzelnen Ländern.

👉 Aktuelle Infos findest du auf der Seite der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Förderprogramme & Agrarwende

Programme wie „Blühstreifen fördern“, ökologischer Landbau oder der Ausbau von ökologischen Vorrangflächen (z. B. an Feldrändern) sollen mehr Lebensraum für Insekten schaffen.

Doch viele Umweltverbände – u. a. der BUND und der NABU – fordern:

  • Ein konsequenteres Verbot schädlicher Pestizide
  • Mehr Transparenz in der Landwirtschaft
  • Klare Maßnahmen gegen Monokulturen und Flächenversiegelung

Was passiert, wenn Bienen aussterben?

Albert Einstein wird oft (wenn auch wahrscheinlich fälschlich) das Zitat zugeschrieben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Ob er das gesagt hat, ist unklar – aber der Kern der Aussage bleibt relevant.

Ein ökologischer Dominoeffekt

Ohne Bestäubung durch Bienen und andere Insekten kollabieren Ökosysteme. Pflanzen sterben aus, Nahrungsketten brechen zusammen, landwirtschaftliche Erträge sinken drastisch.

👉 Laut einer Studie im Fachjournal Science könnten in manchen Regionen bis zu 70 % weniger Obst und Gemüse geerntet werden, wenn Wildbienen weiter zurückgehen (Quelle).

Gesellschaftliche Auswirkungen

Weniger Erträge bedeuten nicht nur höhere Preise – in ärmeren Regionen kann das zu Hunger, Mangelernährung und wirtschaftlicher Instabilität führen. Auch in Deutschland spüren wir schon jetzt erste Auswirkungen:

  • Honigernten schwanken stark
  • Bauern klagen über schlechte Bestäubung
  • Obstpreise steigen

Fazit: Wir brauchen die Bienen – und sie brauchen uns

Das Bienensterben ist kein Randphänomen – es ist ein globales Warnsignal. Es betrifft unsere Ernährung, unsere Umwelt, unser Klima und unser Leben.

Doch die gute Nachricht ist:
Wir können etwas tun. Mit jedem naturnah bepflanzten Balkon, jedem Glas Bio-Honig und jeder bewussten Kaufentscheidung schützen wir nicht nur die Bienen – sondern auch unsere Zukunft.